Seniorinnen helfen beim Sprung aus der Einsamkeit

Sigrid Meinecke, Heidemarie Stucke, Ursel Wegner und Erna Nonn (stehend v.l.) schauen sich die neuesten Werke von Marina Schnelle (l.) und Margrit Maletzky, Teilnehmerinnen des Töpferkurses im ASZ Kannenstieg, an.
Sigrid Meinecke, Heidemarie Stucke, Ursel Wegner und Erna Nonn (stehend v.l.) schauen sich die neuesten Werke von Marina Schnelle (l.) und Margrit Maletzky, Teilnehmerinnen des Töpferkurses im ASZ Kannenstieg, an.

Politiker sprechen oft von Selbsthilfe für Senioren, die sich gegenseitig unterstützen sollen. Dass sich das im Bürgerhaus des Paritätischen völlig von allein über die Jahre bereits entwickelt hat, wollen Heidemarie Stucke, Erna Nonn, Ursel Wegner und Sigrid Meinecke unter Beweis stellen. Eigentlich selbst schon mit ihren 68 bis 71 Jahren im besten Seniorenalter helfen sie jenen, die noch älter sind. Im Gespräch mit der Volksstimme berichten sie von ihren Erfahrungen. „Wir wollen zeigen, was hier still und leise im Haus passiert“, sagen sie. Erna Nonn pfl egt beispielsweise eine Nachbarin, besucht außerdem eine ältere Dame einmal in der Woche. „Ich weiß, dass sie das braucht“, sagt sie. Auch sonst sind die Damen überall hilfsbereit, greifen beim Einkaufsbeutel zu oder tragen den Rollator die Treppe hinauf. „Das hat sich aus dem Zusammenleben im Haus heraus entwickelt“, erklärt Erna Nonn.

Gut 900 Besucher kommen monatlich in die Johannes-R.- Becher-Straße 57 und nutzen die verschiedenen Kurse, die täglich angeboten werden. In der Gruppe ist man nicht mehr allein – der Großteil der Besucher sind ältere, alleinstehende Damen. Wenn eine krank ist, kümmern sich die anderen sofort und rufen an: „Was brauchst du?“ Viele haben keine Familie, da klingeln die Alarmglocken der Senioren, wenn jemand fehlt. „Solange die Gesundheit und der Geist mitspielen, helfe ich gerne“, sagt Heidemarie Stucke. Entweder man kann bei Problemen einen guten Rat geben oder es reicht bereits aus, wenn man einfach nur zuhört, weiß sie aus Erfahrung: „Schon sind die Probleme ein Stück kleiner geworden.“ Eine hilfreiche Stütze seien zudem die beiden Betreuerinnen des ASZ, Annette Münzel und Steffi Albers, die als Ansprechpartner jederzeit bereit stehen. Denn Ehrenamt funktioniert nicht ohne Hauptamt, wissen die vier Damen. „Ich weiß nicht, ob ich den Sprung aus der Einsamkeit ohne Frau Münzel geschaff t hätte“, gibt Erna Nonn zu. Ihnen sei aber auch wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine „feste“ ehrenamtliche Tätigkeit handelt. Jeder hilft nur so gut, wie er kann und möchte. Wenn sie hören, dass durch finanzielle Kürzungen Einrichtungen wie das ASZ bedroht sind, bauen sich regelrecht Ängste auf, berichten die Frauen. Ohne das Haus würden sie wohl alle trübselig mit ihren Problemen daheim sitzen, meinen sie. „Das ASZ ist meine zweite Heimat geworden“, erklärt Sigrid Meinecke ohne zu zögern. Der Montagstreff baue sie für die ganze Woche auf. Inzwischen macht man auch privat viel zusammen, unternimmt Busreisen, Theaterbesuche oder Fahrradtouren. „Wir müssen mittlerweile alle anderen Termine mit den ASZ-Veranstaltungen koordinieren“, scherzen die viel beschäftigten Seniorinnen. Schade sei nur, dass der Hausbesuchsdienst eingeschlafen ist. Dabei besuchen sie alleinstehende Senioren und leisten ihnen einfach nur Gesellschaft. „Wir würden uns freuen, wenn sich dafür wieder Leute anmelden würden“, erklärt Sigrid Meinecke. (Quelle: Volksstimme)

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