Wohncafé als Pflegemodell

Steigender Bedarf beschäftigt Stadtverwaltung / Hoffen auf Regierung

Wie geht die Stadtverwaltung mit dem wachsenden Pflegebedarf in Magdeburg um? Das wollte Olaf Meister, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Stadrat, wissen. Magdeburgs Sozialbeigeordnete Simone Borris bestätigt in einer aktuellen Stellungnahme, dass Handeln absolut notwendig ist.

„Der Pflegebedarf in der Stadt steigt sogar schneller als die Prognosen das vorausgesagt haben“, erklärt sie. Für 2015 seien beispielsweise 7439 pflegebedürftige Personen vorausgesagt worden, tatsächlich waren es aber knapp über 8000. Eine neue Prognose des Amtes für Statistik geht nun davon aus, dass zu der Altersgruppe mit gesteigertem Bedarf an Pflegeangeboten (80 Jahre und älter) circa 5600 neue Fälle hinzukommen werden.

Zusätzliche Probleme wird es weiter geben, warnt Borris, weil das Potenzial für die Pflege innerhalb der Familien zurückgeht und zugleich der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen zunimmt. Eine Prognose der Bertelsmannstiftung sieht ein Defizit von mindestens 1000 Pflegekräften im Jahr 2030 in Magdeburg.

Die Stadt könne aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlage nur „moderierend auf die Entwicklung der Pflegeinfrastruktur Einfluss nehmen und sich freiwillig im vorpflegerischen Bereich der Offenen Altenhilfe engagieren“, erklärt die Beigeordnete weiter.

Aktuell werden im Netzwerk „Gute Pflege Magdeburg“ Möglichkeiten diskutiert, wie die Beratung aus einer Hand realisiert werden kann. Die Stadt könnte sich nach dem neuen Pflegesicherungsgesetz um ein Modellvorhaben bewerben, um die Pflegeberatung in die eigene Zuständigkeit zu nehmen.

Individuelle Pflegemixe

Um den Pflegebedarf zu decken, sollen in den Stadtteilen Netzwerke zur ambulanten Versorgung geschaffen und gefördert werden, in denen Betroffene aufgefangen werden. Ziel sind individuelle Pflegemixe, die auf die jeweilige Person zugeschnitten sind. Eine wesentliche Rolle bei der Lösung soll die „Pflege im Quartier“ spielen. Eine „kleinteilige, quartiersbezogene Infrastruktur mit großer Diversität der Angebote“ ist dabei das Ideal.

Im Stadtteil Neustädter Feld hat sich mit dem Treffpunkt Wohncafé der Pfeifferschen Stiftungen bereits ein pflegebezogenes Quartiersmanagement etabliert. Das Quartiersprojekt, das sein Büro sowie einen sozialen Treffpunkt im Wohncafé im Milchweg 31 hat, nahm seine Arbeit im August 2015 auf und ist auf drei Jahre mit der Option für weitere zwei Jahre ausgelegt. Es wird mit Mitteln des Deutschen Hilfswerks finanziert.

„Dieses vielversprechende Projekt bietet beste Voraussetzungen, um Erkenntnisse für eine mögliche Ausweitung des Quartiersansatzes in der Pflege auf die Fläche zu erzielen“, sagt Simone Borris. Es wäre „eine vergebene Chance“, wenn das Projekt nach der Förderung nicht fortgesetzt werden könne. Die Förderung auf der Grundlage des Landesaktionsplanes „Pflege im Quartier“ könnte die Grundlage für eine Anschlussfinanzierung durch das Land sein. Dies steht auch im Koalitionsvertrag der Landesregierung. Weil diese aber derzeit andere Schwerpunkte setze, sei zu befürchten, so Borris, dass es „nur eine politische Absichtserklärung bleiben könnte“.

(Quelle: Volksstimme, 29.01.2018)

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