Kannenstieg-Bewohner starten Plakataktion gegen Pläne der Magdeburger Verkehrsbetriebe / Morgen tagt die GWA
Im Kannenstieg mehrt sich Kritik an der geplanten neuen Straßenbahntrasse der Magdeburger Verkehrsbetriebe. Anwohner haben eine Plakataktion gestartet. Heute berät die GWA Neustädter Feld zum Thema.
Fördergeldverschwendung, schlechte Anbindung, fehlende Parkplätze, gefällte Bäume, die Bahn direkt vor der Haustür, Wegfall des Wochenmarktes, keine Radwege, höhere Fahrtkosten, Umsteigen, um zur Lübecker Straße zu gelangen. Noch bevor die neue Straßenbahntrasse im Kannenstieg richtig geplant ist, schürt sie Ärger.
Sowohl in der GWA Neustädter Feld, die heute ab 17.30 Uhr im Nachbarschaftszentrum an der Othrichstraße tagt, als auch in der GWA Kannenstieg, die morgen um 17.30 Uhr in der Begegnungsstätte der Euro-Schulen an der Johannes-R.-Becher-Straße zusammenkommt, sollen die Pläne der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) thematisiert werden.
Im Kannenstieg wird bereits mobil gemacht. Die Litfaßsäule im Kannenstieg-Center wurde mit Plakaten gegen die Trasse versehen. Und regelmäßig würde es dort Diskussionen geben, berichtet Mitinitiatorin Petra Zimpel, die auch ein Bürgerbegehren gegen die Strecke nicht ausschließt. Sie und ihre Mitstreiter sind vom Bauabschnitt 6 der neuen Nord-Süd-Verbindung betroffen. Andreas Busch und Tim Stein von den MVB antworten auf die Kritikpunkte.
Die Bahn vor der Haustür
Stimmt so nicht, erläutert Andreas Busch als Abteilungsleiter für Verkehrsplanung der MVB. Gerade in Bereichen, in denen Wohnhäuser stehen, werde die Straßenbahn nicht seitlich, sondern in der Mitte der Straße fahren. Es seien Grüngleise geplant, die mit Gras bepflanzt werden. Die Geräusche würden dadurch gedämpft. Außerdem würden Straßenbahnen dank moderner Technik heute nicht mehr über die Gleise poltern, sondern geräuscharm fahren.
Wegfallen von Parkplätzen
Ein kleiner Teil von Parkplätzen im Bereich der Johannes-R.-Becher-Straße entfalle, weil Parkplätze, die längs zur Fahrbahn bestünden, in Parkplätze seitlich zur Fahrbahn umgewandelt würden. Aber: Die MVB hätten eine Untersuchung gestartet, mit der der Bedarf gemessen wurde. Ergebnis: Auch mit dem Wegfall einiger Parkplätze werde es noch ausreichend Stellplätze geben.
Fehlende Radwege
Die gebe es schon heute nicht im Kannenstieg. Im Bereich der neuen Haltestelle an der Johannes-R.-Becher-Straße werde es einen Radweg geben, der an den Haltestellen vorbeiführt. Da die Planer jedoch davon ausgehen, dass die Straße eine Tempo-30-Zone bleibt, werde der Fahrradverkehr auch in Zukunft auf der Straße fahren. „An der reinen Durchführung des Straßenverkehrs ändert sich nichts“, sagt Busch.
Wegfall des Wochenmarktes
Der Hanns-Eisler-Platz bleibe von den Bauarbeiten unberührt. Deshalb werde auch der Wochenmarkt nicht beeinträchtigt. „Vielleicht erhält er sogar noch mehr Zuspruch, weil er besser zu erreichen ist“, stellt Pressesprecher Tim Stein in Aussicht.
Gefällte Bäume
Ja, Bäume würden gefällt werden müssen. Allerdings handele es sich dabei um wildgewachsene Birken, die eher an Buschwerk erinnern würden. Dazu ergänzt Tim Stein: „Wann immer die MVB Bäume fällen lässt, gibt es Ersatzpflanzungen – und zwar meistens deutlich mehr als gefällt wurden.“ An der Wiener Straße zum Beispiel seien 18 Bäume gefällt worden, 80 würden nachgepflanzt.
Anbindung an die Lübecker
Hier sei noch nicht alles entschieden. Richtig ist: Mit der neuen Verbindung und dem Wegfall des Busses geht es nicht mehr direkt zur Lübecker Straße. Allerdings: „Wir prüfen derzeit, wie das Verkehrsnetz künftig gestaltet werden kann“, sagt Andreas Busch. Unter anderem gebe es auch die Überlegung, vom Kannenstieg eine direkte Linie zur Lübecker Straße anzubieten. Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen. In Richtung Innenstadt werde sich nicht nur die Fahrtzeit verkürzen, es müsse auch weniger umgestiegen werden. Die Nord-Süd-Trasse soll bis zu den neuen Haltestellen am Kölner Platz fahren und von dort durch die Innenstadt in die weiteren Stadtteile.
Fördergeld und Fahrtkosten
Auch dazu habe es Untersuchungen gegeben. Erwartet werde, dass der Haushalt der MVB jährlich um eine Million Euro entlastet werde. Andreas Busch: „Würden wir nicht effizient arbeiten, würden wir für das Projekt kein Fördergeld bekommen und auch keinen Stadtratsbeschluss.“ Dass durch den Bau der Strecke die Fahrscheine teurer werden, sei nicht der Fall. Tim Stein: Dafür gebe es andere Gründe wie zum Beispiel steigende Personalkosten.
Die Planungen für die Bauabschnitte 5 und 6 befinden sich noch im Anfangsstadium. Zwei Ausschüsse haben der Vorzugsvariante der MVB aber bereits zugestimmt. Am 16. April soll der Stadtrat zustimmen. zuvor wird es eine Bürgerversammlung geben. Der Termin dafür ist noch unklar. Ziel ist, Ende des Jahres Baurecht für die neue Trasse zu erhalten.
Hinsichtlich der Kritik an ihren Vorhaben seien die MVB Kummer gewöhnt. Auch in Reform habe es Kritik gehagelt. Doch inzwischen hätten sich die Fahrgastzahlen in dem Bereich verdreifacht, sagt Tim Stein: „Vorher wird immer gemeckert, und am Ende sind alle zufrieden.“
(Quelle: Volksstimme, 24.03.2015)
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Sybille werra (Mittwoch, 25 März 2015 10:25)
Der größte Schwachsinn aller Zeiten. Die Bahn brauch hier keiner. So werden Steuergelder verschwendet. Dafür arbeite ich täglich bis zu 13 Stunden. Und die Kinder haben einen gefährlichen Schulweg. Kein Lärm. Lache gerade.Bin vom Schrotebogen wegen der Bahn umgezogen.