Erste Hilfe beim Ankommen

Zu Besuch in der Migrationsberatungsstelle im Bürgerhaus Kannenstieg

Im Bürgerhaus Kannenstieg ist die Magdeburger Migrationsberatungsstelle untergebracht. Nicht erst seit dem aktuellen Zustrom an Flüchtlingen ist sie erster Anlaufpunkt für Anliegen aller Art der Migranten in der Stadt.

 „2016 wird ein Jahr, in dem viele Türen geöffnet werden“, ist Daniel Krieger zuversichtlich. Türen, auf die viele seiner Klienten seit Jahren warten. Denn in der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) finanzierten Migrationsberatungsstelle betreut er auch Menschen, die seit vielen Jahren in Magdeburg leben, aber dennoch nie die Chance auf einen Job bekommen haben.

Wie der irakische Mathematiklehrer, der seit zehn Jahren auf der Suche ist. Dank der Unterstützung von Daniel Krieger und Julia Walstab hat er jetzt zumindest ehrenamtlich eine Erfüllung gefunden. Einen Arabisch-Sprachkurs für Interessierte hat er bereits abgehalten, am 10. März spricht er im Bürgerhaus Kannenstieg über seine kriegsgebeutelte Heimat.

Unsicherheiten abbauen

Bei der ersten Auflage, bei der ein Syrer sein Land vorstellte, war der Saal im Bürgerhaus mehr als voll, berichtet Daniel Krieger. Die Seniorinnen des im gleichen Gebäude untergebrachten Alten- und Service-Zentrums zeigten sich vorsichtig reserviert, aber auch interessiert. „Das war spannend. Es gibt da diese Unsicherheit, deshalb brauchen wir mehr davon“, sagt René Lampe, Geschäftsführer des Deutschen Familienverbands Sachsen-Anhalt.

Der Verband hat zum 1. Januar die Trägerschaft für die Magdeburger Migrationsberatungsstelle vom Paritätischen übernommen. Seit Oktober ist Daniel Krieger in der Vollzeitstelle tätig. Eine weitere halbe Stelle gibt es bei der Caritas in der Innenstadt. Das soll reichen für inzwischen 15 000 Magdeburger, die einen Migrationshintergrund haben. 300 Fälle darf er jedoch nur pro Jahr übernehmen. Der Bedarf ist eigentlich jedoch viel größer, sagt er.

Deshalb wird viel ehrenamtlich gemacht. Julia Walstab plant derzeit einen Integrationskurs für ausländische Frauen, in dem ihnen der Alltag in Deutschland nähergebracht wird. „Wir wollen sie dazu ermutigen, sich in die Öffentlichkeit zu trauen und beispielsweise zu Elternabenden zu gehen“, sagt sie.

Eigene Erfahrungen helfen

Daniel Krieger hilft den Menschen, die zu ihm kommen, bei der Bewerbung, erledigt mit ihnen Behördengänge, füllt Formulare aus oder vermittelt sie an andere Stellen weiter. Wie gut 90 Prozent der übrigen Mitarbeiter in der MBE (Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer) hat auch er ausländische Wurzeln – er kommt ursprünglich aus der Ukraine. Das hat seinen guten Grund, weil die Berater dann in der Regel in vielen Fällen auch aus eigener Erfahrung sprechen und so besser helfen können.

Während die Beratungsstelle für die ganze Stadt zuständig ist, gibt es im Bürgerhaus Kannenstieg eine Arbeitsgruppe, die sich speziell um die Migranten im Stadtteil kümmert. Zum Beispiel mit dem Erzählcafé, bei dem Deutsche und Ausländer zusammenkommen, sich austauschen oder Spiele aus den jeweiligen Heimatländern spielen. Gut angenommen werden auch Sprachkurse: Im Oktober kamen statt 24 geplanten 40 Teilnehmer. In Kleingruppen hat gerade eine neue Runde im Bürgerhaus sowie im Nicolaigemeindehaus begonnen.

Kontakt zur Migrationsberatungsstelle unter Tel. 721 74 70 oder E-Mail an d.krieger@dfv-lsa.de.

(Quelle: Volksstimme, 17.02.2016)

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