MVB stellen aktuelle Pläne für Trassenbau in den Kannenstieg vor / Anlieger äußern Unverständnis und Bedenken
Die MVB informierten gestern über den aktuellen Planungsstand zur neuen Straßenbahnstrecke in den Kannenstieg. Zustimmung gab es unter den Zuhörern dafür keine.
„Wir sehen uns vor Gericht“, kündigte Olaf Kellner, Anwohner im Birkenweiler, wutentbrannt mitten in der Infoveranstaltung an und brachte die festgefahrene Situation auf den Punkt. Obwohl MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel gebetsmühlenartig die Wirtschaftlichkeit der geplanten Trasse zwischen Hermann-Bruse-Platz und Kannenstieg versicherte und die prognostizierten 3000 Mehrfahrten am Tag anpries, konnte sie damit beim Publikum keinen Eindruck schinden.
Nutzen ist Förderbedingung
Zu festgefahren waren bei den Anwesenden die Vorbehalte gegen das Großprojekt, das frühestens ab 2018 als Teil der 2. Nord-Süd-Verbindung umgesetzt werden soll. Zu teuer und ohnehin gänzlich ungewollt sei die neue Trasse, hieß es immer wieder. Da half es auch nicht, dass die MVB-Chefin betonte, dass es gar keine Fördermittel von Bund und Land (insgesamt 90 Prozent der Gesamtkosten) geben würde, hätte man nicht den Nutzen der Trasse nachgewiesen. Zudem führe man nur den Auftrag der Stadt bzw. des Stadtrats aus.
Auch der computeranimierte Film, in dem die künftig dort verkehrende Linie 8 schon mal die neue Strecke virtuell abfuhr, konnte die Gemüter nicht beruhigen. Für die Siedler am Burgstaller Weg, die für den Trassenbau Teile ihrer Grundstücke abgeben müssten, ist er kein Grund zur Freude. Für sie sind noch viele Fragen offen: Wie komme ich auf mein Grundstück? Wird die Siedlung während der Bauzeit vom Verkehr abgehängt? Wie sieht es mit der Entschädigung aus?
Entlang der Johannes-R.-Becher-Straße werden die Probleme eher bei Lärm, Parkplätzen und der Geschwindigkeit gesehen. Denn die Bahn werde dort definitiv nicht mit Tempo 30 fahren, kündigte Birgit Münster-Rendel an. Und auch für den Autoverkehr wird dies dann nicht mehr gelten. Dies sei aber eine Entscheidung der Straßenverkehrsbehörde und auch nicht in ihrem Interesse, versicherte sie.
86 Garagen sind im Weg
Ärger droht auch an der künftigen Wendeschleife am Ende der Becherstraße. Für die müssen nämlich 86 Garagen abgerissen werden, wie der beauftragte Planer Jörg Scheibe gestern erklärte. Einige der Nutzer machten gestern bereits ihrem Ärger Luft. Bei der Abwägung verschiedener Möglichkeiten seien die Garagen als weniger erhaltenswert eingestuft worden, hieß es dazu von Planerseite.
Im Oktober wollen die MVB mit den aktuellen Plänen in das sogenannte Planfeststellungsverfahren gehen. Für beide Abschnitte wird dies einzeln beantragt. In dessen Rahmen haben alle betroffenen Anlieger die Möglichkeit, ihre individuellen Einwände vorzutragen, bekräftigten die MVB-Vertreter mehrfach.
(Quelle: Volksstimme, 22.09.2016)
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