Vom Vierbettzimmer zum Dachgarten

40 Jahre Seniorenwohnpark „Albert Schweitzer“ im Kannenstieg / Leiterin blickt zurück

Nicht ganz von Anfang an, aber mit 36 Dienstjahren fast so lange ist Silvia Schulz im Seniorenwohnpark „Albert Schweitzer“ tätig. Am 17. Dezember 1977 an der Johannes-R.-Becher-Straße im Kannenstieg als Feierabendheim „Nord III“ eröffnet, fing Silvia Schulz dort vier Jahre später als Wirtschaftsleiterin an zu arbeiten.

Im Wendejahr 1989 übernahm sie dann die Leitung des Hauses, in der im Rückblick wohl „aufregendsten Zeit“, wie sie sagt. „Es gab plötzlich ein völlig anderes Pflegesystem, das Neuland für uns war. Da mussten wir erstmal umdenken“, erzählt sie. Am Anfang waren in dem Haus 186 Bewohner untergebracht, teilweise in Vierbettzimmer. „Das gibt es zum Glück heute nicht mehr“, sagt die Leiterin.

Seit Juli 1996 befindet sich das Haus in Trägerschaft des Blindenförderungswerks, das zu gleichen Teilen von den Blindenverbänden Sachsen-Anhalt und Niedersachsen betrieben wird. Da dieser Schritt in diesen Tagen 25 Jahre her ist und die Eröffnung 40 Jahre zurückliegt, wurden die beiden Jubiläen einfach zusammengelegt und gestern mit einem großen Sommerfest gefeiert.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich einiges verändert, wie Silvia Schulz berichtet. So wurde zunächst 1998 der „Altbau“ modernisiert, „so wie er heute noch da steht“. Damals gab es endlich eigene Bäder für die Bewohner. Im benachbarten Ambulatorium wurden zwei Jahre später 20 Servicewohnungen eingerichtet, die individuell vermietet werden. Deren Bewohner können, müssen aber nicht die Angebote des eigentlichen Heims nutzen.

2006 wurde das Konzept „Leben wie daheim“ eingeführt, das gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt worden war. „Die Bewohner sollen ihren Alltag wie zu Hause leben“, erklärt die Leiterin. Jeder kann aufstehen oder frühstücken, wann er oder sie will. Vor sechs Jahren wurde der Träger in Anlehnung an das neue Konzept in „Lewida“ umbenannt. Auch weil es immer wieder Missverständnisse gab, da Leute dachten, dass nur Blinde und Sehbehinderte dort wohnen dürften. Zuletzt konnte im vergangenen Jahr der moderne Anbau eröffnet werden, in dem u. a. ein Demenzbereich mit Dachgarten sowie die ambulante und Tagespflege untergebracht sind.

Ein Aspekt ihrer Arbeit, der auch nach so vielen Jahren immer noch schwerfällt, ist das ständige Abschiednehmen, wie Silvia Schulz sagt. „Das ist nicht einfach, gehört aber dazu.“

Und die Bewohner? Die fühlen sich „einfach sauwohl“. Das sagt zumindest Helmut Krosche und hält den Daumen hoch, bevor er mit Silvia Schulz und den anderen Bewohnern auf die beiden Jubiläen anstößt und sich über die Lieder des Shantychors freut.

(Quelle: Volksstimme, 26.08.2017)

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