Kleines Schild für großen Eisler

Erinnerung an Komponisten von „Auferstanden aus Ruinen“ zum 120. Geburtstag

Der Komponist der DDR-Nationalhymne, Hanns Eisler, würde im Juli seinen 120. Geburtstag feiern. Ein kleines Schild erinnert nun im Kannenstieg an den Freund von Bertolt Brecht, Fritz Lang und Charlie Chaplin.

Leise klingt aus einem tragbaren Lautsprecher Klaviermusik. Kaum hörbar ist sie unter dem Motorenlärm der Autos auf der Hauptstraße. Es ist die „Kinderhymne“ von Hanns Eisler, die an diesem Donnerstagnachmittag im Kannenstieg gespielt wird. Fast wäre sie nach der Wende die Nationalhymne des wiedervereinigten Deutschlands geworden, berichtete Linke-Stadtrat Oliver Müller.

Es wäre nicht die erste Hymne für den in Leipzig geborenen Komponisten mit österreichischen Wurzeln gewesen. Die Melodie zu „Auferstanden aus Ruinen“, 40 Jahre lang bei allen formellen Anlässen in der DDR als Staatshymne gespielt, stammt aus seiner Feder. Bertolt Brecht steuerte den Text bei. Eisler hatte viele prominente Freunde, erinnerte Matthias Puhle, der als Kulturbeigeordneter der Stadt Magdeburg das kleine Zusatzschild am Straßenschild des Hanns-Eisler-Platzes enthüllte. Thomas Mann, Fritz Lang oder Charlie Chaplin zählten dazu.

Wenn man allein auf seine Lebensdaten - 1898 bis 1962 - schaue, wisse man um sein bewegtes Leben, meinte Puhle weiter, zwei Weltkriege, die Nazizeit, Flucht nach Amerika, Rückkehr nach Berlin. Obwohl mehrfach ausgezeichnet für seine Musik, war er doch umstritten in der DDR, sagte Puhle. „Die Widersprüchlichkeit seiner Zeit findet sich in seinem Leben wie in einem Spiegel wider“, erklärte der Kulturbeigeordnete.

Für Oliver Müller ist das Schild, das nun an das Wirken Eislers erinnert, ein „Mosaiksteinchen“ in der Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt 2025. „Wir wollen außerdem, dass sich die Leute mehr mit ihrer Umgebung identifizieren“, sagte er.

Initiator der Aktion war Linke-Stadtrat Karsten Köpp. „Sein 120. Geburtstag jährt sich am 6. Juli, da wollten wir etwas machen“, erklärt er. Es wurde geschaut, wo es in der Stadt bereits etwas gibt, und man stieß auf den Hanns-Eisler-Platz, der bereits vor der Wende so benannt wurde. Köpp verwies zudem auf Eislers Geburtsstadt, in der in diesen Tagen erstmals ein Hanns-Eisler-Stipendium auslobt wird.

Die Zuschauer der Enthüllung – ältere Damen und Herren aus der Umgebung – lobten den Anlass, kritisierten aber die Umsetzung: „Das ist so klein, das kann keiner lesen.“ Müller verwies auf Verwaltungsstandards und rollte mit seinem Lautsprecher davon.

(Quelle: Volksstimme, 29.06.2018)

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Kommentare: 2
  • #1

    Jürgen Heise (Mittwoch, 25 Juli 2018 16:24)

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    für die nächste Ausgabe der "Eisler-Mitteilungen", eine Publikation für die Mitglieder der internationalen Hanns-Eisler-Gesellschaft würde ich gern den Beitrag aus der Volksstimme vom 29.06.2018 übernehmen.
    Da die Redaktion der Eisler-Mitteilungen ehrenamtlich arbeitet und der Redaktion keine Finanzmittel zur Verfügung stehen, würde ich mich freuen, wenn wir den Beitrag mit dem Foto unentgeltlich in unsere Publikation (Auflage ca. 500 Stck.) übernehmen könnten, natürlich unter Nennung der Autoren.

    Bitte teilen Sie mir recht schnell mit, ob Sie einer Übernahme des Artikels zustimmen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Jürgen Heise

  • #2

    kannenstieg.net (Freitag, 27 Juli 2018 14:03)

    Werter Herr Heise, bitte senden Sie eine Mail an Der.Lindwurm@gmx.de. Über diese Mail können wir Ihnen, unabhängig von dem Volksstimme-Artikel, entsprechendes Material zusenden.

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