Von Kritik am „Abholzwahn“ bis zum MVB-Boykott

Magdeburger finden wenig Freude an Fällaktion im Kannenstieg / Arbeiten für Straßenbahnstrecke bis Ende 2020

Der große Kahlschlag im Kannenstieg sorgt weiter für viel Kritik bei den Magdeburgern. Im Auftrag der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) waren in dieser Woche entlang der Johannes-R.-Becher-Straße über 120 Bäume gefällt worden. Sie mussten für die seit langem geplante neue Straßenbahntrasse Platz machen, die in einigen Jahren den Kannenstieg direkt mit dem Hauptbahnhof verbinden soll.

Die Arbeiten für die gut einen Kilometer lange Strecke zwischen Endhaltestelle Kannenstieg und Ebendorfer Chaussee sollen in den nächsten Wochen mit der Verlegung von Leitungen beginnen. Nach Aussagen von MVB-Sprecher Tim Stein sollen die Gleisbauarbeiten voraussichtlich bis Ende 2020 andauern.

Derweil wird die Fällaktion von den Nutzern der Facebook-Seite der „Magdeburger Volksstimme“ vor allem kritisch kommentiert:

„Es wird ein Betonklotz nach dem anderen gebaut und die Bäume müssen weichen. Jetzt wird im Stadtpark weiter gemacht. Mal sehen, wann der Herrenkrug dran ist. Was sind das bloß für Stadtplaner?“

Biggi Storchaus

„Alle wollen öffentliche Verkehrsmittel, die auf Ökonomie fahren, unsere Welt, in der wir leben, entwickelt sich weiter und stellt neue Anforderungen an die Stadt der Zukunft.“

Enrico Teubner

„Es ist so schlimm, ich könnte weinen. Vor allem tut es mir um die Vögel leid, die nicht wissen wohin. Ich war echt geschockt. Macht die Straßenbahn wirklich Sinn?“

Rose Marie

„Einfach nur furchtbar, dieser Abholzwahn in Magdeburg.“

Mario Keller

„Magdeburg hat sich wohl zum Motto gemacht, alles Grün zu vernichten.“

Margit Kleemann

„Proteste sind bei einer arroganten Stadtverwaltung schon lange sinnlos. Die MVB scheinen nicht zu wissen, dass viele entsetzte Menschen nicht mehr mit der Straßenbahn fahren werden, um diesen Wahnsinn nicht länger zu unterstützen. Ich benutze aus diesem Grund seit Wochen keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr.“

Lothar Bölte

„Die MVB setzen nur einen Stadtratsbeschluss um. Alle Beratungen dazu waren öffentlich. Und der Stadtrat hat sich das Thema ‚Trassenführung‘ ganz gewiss nicht leicht gemacht. Einerseits möchte man Eingriffe in die Natur möglichst vermeiden, andererseits sollen aber auch möglichst viele Menschen von der neuen Trasse profitieren.“

Jana Bork

„Wozu braucht man umweltfreundlichere Verkehrsmittel, wenn man dafür das komplette Stadtgrün rodet? Hätten wir unsere ausgewachsenen Bäume noch, müsste man vermutlich auch nicht über Dieselfahrverbote diskutieren.“

Martin Müller

„Man liest und hört nur noch: Da fallen Bäume, dann da und da und dort. Ehemals zweitgrünste Stadt Deutschlands. Und man stelle sich mal vor, Bäume produzieren Sauerstoff, [...] Bäume sind Leben.“

Agathe Missunderstood

(Quelle: Volksstimme, 02.03.2019)

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Kommentare: 2
  • #1

    Kathrin Müller (Mittwoch, 13 März 2019 18:02)

    Nachdem schon durch den Bau des Walls an der Tangente in Nord so viele gesunde Bäume gefällt wurden, gibt es wohl noch "ein bisschen Schlimmer geht immer" weiter mit den radikalen Baumfällungen.
    Hier wird alles dem Erdboden gleich gemacht bis kein Grashalm mehr wächst. Nur noch Dreck, Baulärm und Verwüstung. Wenn dann die Baumasßnahmen irgendwann beendet sind, gibt es die grosse Einweihungsparty für die Straßenbahn. Wenn ich daran denke, dass diese Strassenbahn uns rund um die Uhr auf die Ohren geht, ist dies eine Zumutung die man nicht wiedergutmachen kann.

  • #2

    Carola Etterwendt (Samstag, 04 Mai 2019 09:40)

    Die Entscheidung zum Bau der Straßenbahntrasse ist eine rein Mathematische. 90% Fördermittel sind eben ein unschlagbares Argument.
    Und dass die Bedarfsberechnung für die Bahn aus Zeiten stammt, in denen noch sämtliche Neubaublöcke im Kannenstieg standen und deren Bewohner tagtäglich z.B. nach Salbke zur Arbeit kommen mussten, diese Tatsache wird ganz bewusst verschwiegen.
    Dass die Bahn am Ende gähnend leer sein wird, ist doch wurscht. 90% - dagegen kommt eben kein Baum an!
    Soviel geballte Ignoranz in der Stadtverwaltung kann einen echt wütend machen!

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