Keine Begegnung im Kannenstieg

Euro-Schulen-Einrichtung schließt zum Jahresende / Nachfolgeprojekt startet erst ab Mitte 2020

Das Begegnungszentrum im Kannenstieg schließt zum Jahresende. Der Träger nennt mangelhafte Arbeitssicherheit als Grund. Die Stadtverwaltung bezweifelt das und kritisiert die kurzfristige Ankündigung.

Zehn Jahre lang gab es das Begegnungszentrum der Euro-Schulen Magdeburg in der Johannes-R.-Becher-Straße. Vom Jobcenter zugeteilte Arbeitslose konnten sich dort in verschiedenen Projekten für künftige Arbeitsstellen qualifizieren. Doch mit Tauschbörse, Kreativwerkstatt und dem Mutter-Vater-Kind-Treff ist in wenigen Tagen Schluss. Die Einrichtung schließt offiziell zum Jahresende.

Auf Volksstimme-Anfrage erklärt Birgit Sukovsky, Leiterin der Euro-Schulen Magdeburg, die Hintergründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Demnach habe es eine Prüfung durch einen Sachverständigen gegeben, der schwerwiegende Mängel in der Arbeitssicherheit festgestellt habe. Jede Einrichtung der bundesweiten Organisation werde einmal jährlich darauf überprüft, sagt sie.

So seien beispielsweise die Sanitäreinrichtungen für die Zahl der Teilnehmer und Besucher nicht ausreichend. Baulich könne daran auch nichts in den Räumlichkeiten vor Ort geändert werden. Die Standards hätten sich erhöht, ebenso ist die Zahl der Teilnehmer und Besucher über die Jahre gewachsen, erklärt sie weiter. Was zu Beginn noch ausreichte, ist heute nicht mehr genug.

Als Schulleiterin trage sie die Verantwortung, sollte einem Teilnehmer oder einem Besucher wie einem Kind etwas geschehen. „Und das nehme ich sehr ernst. Das kann ich nicht verantworten“, erklärt sie weiter.

Aus diesem Grund habe man Anfang November für das kommende Jahr keine Interessenbekundung zur Fortführung des Projekts bei der Stadt abgegeben, erklärt Birgit Sukovsky. Zwar habe man nach Ausweichobjekten gesucht, aber kein geeignetes im Stadtteil gefunden. Sollte es das doch noch geben, wäre man auch bereit, das Projekt weiterzuführen, erklärt die Schulleiterin der Volksstimme. Die 28 Teilnehmer der Jobcenter-Maßnahme sowie die vier Mitarbeiter sind längst über die Schließung informiert, sagt sie. Die Anwohner hatten davon auf der jüngsten Sitzung der AG Gemeinwesenarbeit Ende November erfahren.

Für die Stadtverwaltung kam die Entscheidung der Euro-Schulen eigenen Angaben zufolge überraschend. „Es muss kritisch angemerkt werden, dass der Träger sehr kurzfristig sein Projekt nicht fortsetzen möchte“, teilt Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra auf Volksstimme-Anfrage mit. Deshalb sei es auch nicht möglich, das Projekt direkt weiterzuführen. „Ein rechtzeitiges Interessenbekundungsverfahren und damit eine nahtlose Fortsetzung mit einem neuen Träger wäre möglich gewesen, wenn der Träger rechtzeitig seine Absicht kommuniziert hätte“, erklärt sie weiter.

So seien die vermeintlichen Sicherheitsbedenken erst seit dem 9. Dezember bekannt. Deshalb habe man keinen Handlungsspielraum gehabt, um gegebenenfalls gemeinsam mit dem Träger nach Lösungen zu suchen. „Auch die Möglichkeit, das Projekt bis Mitte 2020 fortzusetzen und einen ordentlichen Übergang an einen neuen Träger nahtlos zu ermöglichen, wird voraussichtlich nicht genutzt“, sagt sie.

Was die Gründe angeht, könne man diese nicht nachvollziehen. So seien die angeführten Sicherheitsmängel vom Träger bereits am 27. Februar festgestellt, aber erst jetzt angezeigt worden. „Das Jobcenter hat im September eine eigene Gefährdungsanalyse erstellt. Die dabei festgestellten Mängel wurden zeitnah vom Träger behoben“, erklärt Kerstin Kinszorra. Wie plausibel die nun genannten Mängel sind, könne man aufgrund der Kurzfristigkeit nicht abschließend bewerten. „Es bleiben aber aufgrund der danach erfolgten Prüfung durch das Jobcenter erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Plausibilität der angeführten Bedenken“, stellt die Stadtsprecherin fest. Dennoch würde man eine Fortführung durch den Träger begrüßen.

Sollte es bei der Entscheidung der Euro-Schulen bleiben, würde im kommenden Januar ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt werden. „Denn die Landeshauptstadt und das Jobcenter wollen das bis jetzt sehr gut laufende Projekt ‚Miteinander leben und arbeiten in Nord‘ unbedingt fortsetzen“, erklärt Kerstin Kinszorra. Entsprechende Fördermittel stehen zur Verfügung. Ob das neue Projekt zur Arbeitsförderung wieder am gleichen Standort oder an einem anderen angeboten wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden, weil das Teil des Ausschreibungsverfahrens sein wird. Das Verfahren wird mindestens vier Monate in Anspruch nehmen. Der neue Projektträger muss dann noch Personal und Teilnehmer finden sowie Räumlichkeiten anmieten und einrichten. „Ein Projektbeginn wird somit frühestens zum 1. Juni 2020 möglich sein“, stellt Kerstin Kinszorra fest.

(Quelle: Volksstimme, 18.12.2019)

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