Bagger kappt Kabel für Seniorenlift

Bewohner von Wohnpark im Kannenstieg warten drei Wochen auf Reparatur

Weil ein Bagger versehentlich ein Stromkabel gekappt hat und dabei ihr Fahrstuhl beschädigt wurde, mussten Bewohner des Wohnparks „Albert Schweitzer“ drei Wochen Treppen steigen. Gestern konnte die Reparatur beendet werden.

„Wir kommen gar nicht mehr raus“, sagt die 92-jährige Dame am Redaktionstelefon. Sie wohnt in einer Wohnung im Wohnpark „Albert Schweitzer“ und ist wie viele ihrer Nachbarn auf den Rollator angewiesen. Normalerweise bringt sie ein Fahrstuhl zum Eingang des Gebäudes am Hanns-Eisler-Platz. Doch der streikt seit mittlerweile drei Wochen, berichtet sie. Treppen steigen ist zwar möglich, für die älteren Leute aber sehr mühselig. „Das kann doch nicht sein, dass so etwas so lange dauert“, findet sie.

Einrichtungsleiterin Anke Rittner bestätigt den Defekt des Fahrstuhls. Am 20. April gab es in der Mittagszeit einen kurzen Spannungsabfall, berichtet sie. Danach ging beim Lift nichts mehr. Gleich am nächsten Tag waren die Techniker der Fahrstuhlfirma vor Ort und bekamen direkt tiefe Sorgenfalten. Denn schnell stand fest: Eine Reparatur werde nicht so einfach – Motorschaden.

Die Ursache für den Stromausfall konnte ausfindig gemacht werden, berichtet Anke Rittner weiter. Ein Bagger der Baufirma, die vor dem Wohnpark für die neue Straßenbahnstrecke der Magdeburger Verkehrsbetriebe im Einsatz ist, hatte offenbar versehentlich ein Versorgungskabel gekappt. Vermutlich weil der Fahrstuhl in dem Moment in Betrieb war, kam es zu dem schweren Schaden, sagt sie. „So was passiert nun mal bei Bauvorhaben“, sagt Carola Lau, Geschäftsführerin des Einrichtungsträgers Lewida. Deshalb gebe es auch keine Vorwürfe an die Unternehmen. Der Fall werde auch bereits über die Versicherung abgewickelt.

Die Bewohner des betroffenen Gebäudeteils, die dort selbstständig leben und die Wohnungen als Mieter nutzen, wurden über den Ausfall informiert. „Wenn jemand einen Kasten Wasser oder andere Hilfe braucht, sind wir natürlich für die Mieter da“, sagt Anke Rittner. Dennoch sei es eine „schwierige Situation“ für die Senioren.

Die Techniker bestellten zwar gleich das notwendige Ersatzteil. Doch in Zeiten von Corona dauert alles etwas länger und so kommt auch das dringend benötigte Teil erst mit Verzögerung im Kannenstieg an. Doch dann der nächste Schreck: Das Ersatzteil ist kleiner als das benötigte Teil. Weil der Fahrstuhl schon älteren Datums ist, gibt es das passende Element gar nicht mehr zu bestellen. Eine Spezialfirma muss das Teil somit extra anpassen. Wieder verstreicht Zeit, in der die Senioren auf ihren Fahrstuhl verzichten müssen.

Durch die Corona-Krise sind sie ohnehin schon stark gebeutelt. Besuche der Familie sind wochenlang untersagt und dann können sie auch nicht ohne weiteres in den Garten. „Sie sind sehr traurig, dass sie ihre Angehörigen nicht sehen können“, sagt Carola Lau. Ab Montag ändert sich aber die Besuchspolitik. Dann darf ein Angehöriger am Tag für eine Stunde vorbeikommen. Manche wollen pfiffig sein und die Stunde auf mehrere Personen aufteilen, erzählt Anke Rittner. Aber das gehe natürlich nicht.

Beim Volksstimme-Besuch am Freitagmorgen sind die Techniker der Fahrstuhlfirma noch konzentriert an der Arbeit. Seit Mittwoch läuft die Reparatur. Wann sie beendet sein wird und der Fahrstuhl wieder fährt, will der Mann vor Ort nicht abschätzen. Doch am Nachmittag meldet sich Anke Rittner erneut mit der „freudigen Nachricht, dass der Fahrstuhl in unserer Wohnanlage wieder einsatzbereit ist“. Darüber würden sich die Mieter sicher freuen, sagt sie. Somit ist der Weg nicht nur für Besuche der Lieben, sondern auch für den eigenständigen barrierefreien Weg zum Einkauf oder Spaziergang wieder frei.

(Quelle: Volksstimme, 09.05.2020)

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