Leichtathletik Mit der Einweihung der neuen Anlage des MLV Einheit hat sich auch für Vereinschef Detlef Näther der Traum vom blauen Laufwunder erfüllt
Detlef Näther hat sich einen Traum erfüllt: Wenn der Vorsitzende des Magdeburger LV Einheit eines Tages in Rente geht, wollte er seinen Sportlern zumindest ein blaues Laufwunder hinterlassen. Gestern ist es eingeweiht worden.
Diese Geschichte beginnt mit Max Lunin. Ein Junge, der für den Magdeburger LV Einheit läuft. Und dies so schnell, dass er sich eine der Medaillen seines Vereins bei den Landesmeisterschaften zuletzt in Haldensleben holte. Max gewann mit 2:21,32 Minuten über die 800 Meter in der Altersklasse 13 nämlich Bronze. „Ein neuer Vereinsrekord“, berichtet seine Trainerin Jana Genilke stolz. Und eine Leistung, sagt Detlef Näther gestern bei der Einweihung der neuen Anlage des MLV Einheit am Neuen Sülzeweg, für die sich „das blaue Wunder lohnt“.
Lieb und teuer
Näther ist ein gemütlicher Mann. Etwas Bauch, blaue Augen, grauer Vollbart. Ein Mann, bei dem man während des Gespräches denkt: „Schön, dass du da bist.“ Er ist Mitglied der ersten Stunde beim MLV. Und die erste Stunde schlug am 3. Mai 1990. Als es darum ging, 60 verbliebene Kinder aus dem DDR-Trainingszentrum zu organsieren, haben sich Näther und seine Mitstreiter entschlossen, die Nachwuchsathleten in einer neuen Gemeinschaft zu organisieren. Heute zählt der MLV etwa 350 Mitglieder, allein 230 in der Abteilung Leichtathletik, der Nicole Rabe vorsitzt. Und der sie nun vorläuft: auf jenem blauen Wunder. Neben der neuen Diskus- und Stoßanlage, dem neuen Rasen, dem neuen Mehrzweckfeld und der neuen Beachvolleyball-Anlage das Prunkstück, der Blickfang – und noch viel mehr.
Denn Detlef Näther sagt: „Es ist mein Traum gewesen, diese blaue Bahn zu übergeben, wenn ich in Rente gehe.“ In Rente ist er schon gegangen. Zumindest beruflich. Sportlich „bin ich noch ein aktiver Rentner“, berichtet der 64-Jährige lächelnd. Als Trainer der Senioren, als Vorsitzender des Vereins.
Die Stadt hat für die Erfüllung seines Traums einiges bezahlt. Und das ausschließlich aus Eigenmitteln. 1,1 Millionen Euro betrugen die Kosten für Um- und Neubau, die im März 2019 begonnen hatten. „Lieb und teuer“, nennt Regina-Dolores Stieler-Hinz, Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport, die Maßnahme, die auch der Grundschule „Am Kannenstieg“ für den Schulsport oder dem Verein Lebenshilfe für seine Aktivitäten zugutekommt. Lieb, weil der MLV eine hervorragende Jugendarbeit leiste. Teuer, weil aus zunächst geplanten Reparaturarbeiten eine Millionen-Investion am Landesleistungsstützpunkt wurde. Aber sie stellt fest: „Es läuft sich wie auf Wolken.“ Auf einer blauen Wolke, die es so nicht noch einmal in Sachsen-Anhalt gibt. Aber in Sachsen.
Dort ist der Traum vom blauen Wunder nämlich entstanden. An einem Tag vor einigen Jahren, als Näther einen Wettkampf in Mittweida besuchte. „Die Anlage war dort ähnlich wie unsere. Und sie hatte eine blaue Bahn“, berichtet er. „Das hat mir ganz toll gefallen.“ Zudem war die alte Bahn im Kannenstieg schon 20 Jahre alt, sie war quasi „auf einer Müllkippe errichtet worden“, erinnert sich Näther. „Aber das blaue Wunder ist auf jeden Fall das Größte, was wir hier gemacht haben.“
Und mit ihm gehen natürlich auch sportliche Wünsche einher. Der Wunsch, dass noch mehr Kinder den Weg zum MLV-Training finden. „Vielleicht zieht es ja, mal auf solch einer Bahn laufen zu dürfen“, sagt Näther lächelnd. Dass indes die ganz großen Talente, die der Verein und seine Trainer formt, „irgendwann weggehen zu anderen Vereinen, daran haben wir uns gewöhnt. Wir haben viele große Sportler herausgebracht“, erklärt er am Beispiel der ehemaligen Kugelstoßerin Nadine Kleinert, die 2004 Olympiasilber gewann. Näther: „Ich würde mir einfach nur wünschen, dass der Nachwuchs nicht zu früh wechselt, sondern auch für uns noch einige Medaillen gewinnt.“
So wie in Haldensleben. Dort gewann Lucy Rabe (U 14) mit 25,55 Metern im Diskuswurf und Emelie Sofie Göbecke (U 15) mit 43,85 Sekunden über 300 Meter Gold. In letztere Disziplin sicherte sich Leni Witthuhn in 47,66 Sekunden Bronze. Und Karl Hösel (U 20) sprintete über 400 Meter in 53,75 Sekunden zu Silber.
Ein neues Haus fehlt noch
Womöglich sprinten sie alle demnächst schneller, womöglich verleiht ihnen das Training auf den Wolken Flügel, womöglich erlebt dann die Konkurrenz das eine oder andere blaue Wunder mehr. Denn obwohl seit drei Jahren auch wieder rote Bahnen installiert werden, sollte es für Näther „die modernste sein – also blau“.
Ob das neue Vereinshaus auf der Anlage ebenfalls diesen Farbanstrich erhalten wird? Das ließ der MLV-Chef offen. Aber ein neues Gebäude fehlt nun noch, in Harmonie zum blauen Wunder. „Das steht bei der Stadt bereits auf der Liste“, so Näther. Vielleicht kommt es ja im nächsten Jahr, pünktlich zur 30-Jahre-Feier des Vereins, die im Mai wegen Corona ausfallen musste. Und vielleicht hat dann Max Lunin eine neue Geschichte geschrieben.
(Quelle: Volksstimme, 15.07.2020)
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