Mädchen und Jungen haben im Kinderfilmstudio ihren ganz eigenen Streifen gedreht
Eine Woche lang tauchten die Teilnehmer des Ferienworkshops der Filmwerkstatt in die Filmproduktion ein. Doch bevor sie überhaupt mit dem Drehen anfangen konnten, mussten erst einmal die Grundlagen sitzen. Wer gehört eigentlich alles zum Team dazu? Wie bedient man eine Kamera oder wozu braucht man überhaupt so viele Lichter? Viele dieser Fragen wurden anfangs geklärt. „Wir haben auch darüber gesprochen, wie Filme entstehen und welche Kameraperspektiven es gibt“, sagt Lennard Hellmann, der in dem Film einen Turmwächter spielt. Bis auf zwei Kinder, die schon mit ihrer Schulklasse die Filmwerkstatt besucht haben, sind alle anderen „Neulinge“. Die Kinder zwischen acht und zwölf Jahren kommen aus Magdeburg und Umgebung, Kameraführung, der richtige Ton, mal in eine andere Rolle schlüpfen – einen Film zu drehen, macht viel Arbeit. Zwölf Kinder konnten dies nun in der Filmwerkstatt hautnah erleben und produzierten ihr eigenes Stück aber auch ein Mädchen aus Berlin ist dieses Mal mit dabei, die in den Ferien ihre Oma in Magdeburg besucht. Nach der ersten technischen Einführung ging es für das Drehteam ans Eingemachte, denn die Kinder mussten sich einig werden, worum es eigentlich gehen soll in ihrem Film. Normalerweise stehen bei Maria Franke und Holger Glase des Kinderfilmstudios Magdeburg e. V. Märchen auf dem Plan. „Dieses Mal steht den Kindern frei, ob es ein Krimi, Komödie oder etwas anderes werden soll“, sagt Franke. So richtig entscheiden konnten sie sich nicht, scheint es. Am Ende wurde es eine Mischung aus Krimi und Fantasy. „Die Kinder wollten unbedingt die Kulissen für die Märchen nutzen und natürlich Kostüme anziehen“, sagt Franke. In dem Film geht es um drei Freundinnen, die von zwei Bösewichten verfolgt werden. Auf magische Weise reisen die Mädchen in eine Fantasiewelt und finden heraus, dass sie Hexen sind und die Bösewichte ihre Kräfte stehlen wollen, erklärt Nana Vogel. Sie spielt die Assistentin des Hauptbösewichts. Abgesehen von den Schauspielern werden die Aufgaben immer mal wieder getauscht. So kann jeder mal die Kamera bedienen oder für den Ton zuständig sein. Einen festen Job gibt es allerdings. Der 12-jährige Moritz Lange wurde von der Gruppe als Regisseur auserkoren. Bei seiner Arbeit ist er hochkonzentriert. Es wirkt fast so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Jedes kleinste Detail muss sitzen, sonst heißt es: Wiederholung der Szene. Vor allem die Außenszenen gestalteten sich sichtlich schwieriger. Bis zu 15 Mal musste eine Szene wiederholt werden, bis sie fertig im Kasten war. Obwohl die Dreharbeiten auch manches Mal nervenaufreibend sein können, verlieren sie nie den Spaß an der Sache und sind immer voll mit dabei. „Die Kinder sollen verstehen, wie viel Arbeit in der Produktion eines Films steckt und dass es nur zusammen als Team funktionieren kann“, sagt Video-Produzent Glase. Auch die Texte werden in Eigenarbeit geschrieben. Allerdings geht es in dem Stück viel um Improvisation. Die Kinder können das sagen, was sie denken, das zur Situation passt. Andere hingegen haben einen festen Text wie der Turmwächter Lennard Hellmann. „Ich habe nur vier Wörter. Die kann ich mir gerade noch merken“, scherzt er. Dass die angehenden Kameramänner und Tonfrauen Spaß am Produzieren ihres eigenen Films haben, zeigen auch die Reaktionen, wenn Feierabend ist. „Wenn die Eltern sie abholen, stürmen die Kinder raus und erzählen ganz aufgeregt, was sie heute gemacht haben“, sagt Glase. Oft hätten sie auch gefragt, ob sie nicht Überstunden machen können. Am Ende des Kurses ist der Film dann endlich im Kasten und kann stolz den Eltern und Freunden präsentiert werden. Und vielleicht auch bei der ersten Bewerbung in der Filmbranche helfen.
(Quelle: Volksstimme, 03.08.2021)
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