Literatur auf der Straße

Studenten wollen neue Orte für Bücher schaffen

Der Stadtteilmanager vom Kannenstieg und Neustädter See, Marcel Härtel, thematisierte in der letzten GWA-Sitzung eine Anfrage von Studenten der Otto-von Guericke-Universität. Sie wollten demnach von ihm wissen, wo im Stadtteil geeignete Plätze seien, um sogenannte Bücherschränke aufzustellen. Hinter der Anfrage stehen Studenten des Projekts „Bücherschränke für Magdeburg“. Sie haben sich das Ziel gesetzt, ab 2023 im Kannenstieg, aber auch an anderen Standorten in der Landeshauptstadt, ungefähr 20 öffentlich zugängliche Bücherschränke aufzustellen. Hier könnten die Anwohner jederzeit Literatur aller Art mit nach Hause nehmen, aber auch nicht mehr gebrauchte Bücher in den Schrank stellen, erklärt Patricia Penzel die Idee. Die 20-Jährige studiert wie diem meisten ihrer sieben Projekt-Kollegen „Cultural Engineering“, das Kulturwissenschaften mit Logistik und Wirtschaft verbindet. „Die Bücherschränke sind etwa für Leute interessant, die die Bibliothek nicht vor der Tür haben“, sagt sie. Sie wollen damit auch das künstlerische Flair in die Stadt zurückholen, die derzeit von Baustellen durchzogen sei. Wie die Schränke aus Holz letztendlich aussehen und von wem sie gebaut werden sollen, werde im März feststehen. Dann sei das Konzept fertiggestellt. Vorgesehen ist unter anderem, dass die Schränke barrierefrei zugänglich sein sollen. Deshalb habe man sich bewusst gegen Telefonzellen entschieden, die in anderen Städten als Büchersammelstation genutzt werden, so Penzel. Außerdem sollen die Schränke professionelle Graffitis zieren. Vorbild sind dabei, laut Projektleiter Christian Antz, die farbenfrohen Bauwerke des Architekten Carl Krayl aus den 1920er-Jahren. Er verwandelte Magdeburg damals in eine „Bunte Stadt“.

Neben dem künstlerischen Aspekt könnten die Bücherschränke auch zu einem Kommunikationsort und sozialen Treffpunkt in den Stadtteilen werden, meint Penzel. Die Studentin spricht aber auch ein Problem an: „Wir müssen mit Vandalismus rechnen, deshalb muss der Standort gut gewählt sein.“ Sie seien daher gerade auf der Suche nach belebten und beleuchteten Plätzen in der Stadt und hoffen dabei auf Vorschläge der Stadtteilmanager. Die Studenten orientieren sich an den Bücherschränken, die in Hannover seit dem Jahr 2005 stehen. Aufgrund der guten Standortwahl sei dort der Vandalismusschaden an den aktuell etwa 100 Buchstationen gering, meint Projektleiter Christian Antz.

Die Projektkosten (noch unbekannter Höhe) sollen durch Förderprogramme und Spenden finanziert werden. Buchpaten sollen dann ein Auge auf die Schränke haben. Stadtteilmanager Marcel Härtel zeigt sich jedenfalls von der Idee angetan und hat schon Vorschläge, wo der Bücherschrank vor Ort stehen könnte. Etwa vor dem Bürgerhaus oder an der Haltestelle des Kannenstieg-Centers.

(Quelle: Volksstimme, 15.02.2022)

 

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